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Südafrika (2)

Draussen Sommerregen.
Auch hier sind die Ausschreitungen wegen der Mohamed Karikaturen Thema in den Zeitungen .
Hab grad folgende Meldung im Radio gehört: "Vertreter der südafrikanischen Muslime verurteilen das Anzünden von Botschaften"

Jetzt sind auch die Student/innen der TU Wien angekommen.
Die Vorhut hat gestern Lindiwe den Plan ihres
Kindergartens erklärt. Ihren Blick, eine Mischung aus Unglauben, Dankbarkeit und Glück werd ich nie vergessen.

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Auch die Jugendlichen der walz sind eingetroffen. Sie werden drei Wochen am Masibambane College beim Unterricht helfen, im township bei Lehrern wohnen, und einen Einblick, ein Gefühl bekommen, dass es auch andere Wirklichkeiten als ihr Leben in Wien gibt.

Die hiesigen Kinder heissen sie stürmisch willkommen, sie kennen "Weisse" kaum aus der Nähe. 90% aller weissen Südafrikaner hat noch nie ein Township betreten.
Die Apartheitvergangenheit wirkt nach:
Eine Mischung aus Angst vor Gewalt, Unverständnis und schlechtem Gewissen, sowie kolportierte Horrorgeschichten und keinerlei Freundschaften in dieses Milieu hinein verhindern das.

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Alle Projekte und Facts zur NGO sarch gibts hier (www.sarch.at)

Südafrika (1)

Vorweg (kleines) Lob an McDonalds in Johannesburg.
Während sonst Wlan Anschlüsse 10 Euro pro 30 min kosten, gibts der gratis.
Sonst mag ich dieses Etablissement ja nicht besonders.

Hier ist Hochsommer, und als erste sind bereits 22 Grazer von der TU
hier und arbeiten heftig an ihrem Kindergarten

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Mehr infos zu diesem Projekt hier (www.weilersfarm.net)
Hier bin ich immer hin und her gerissen zwischen Euphorie und Bestürzung
über derartige gesellschaftliche Unterschiede.
Euphorisch, wenn ich Südafrika mit Israel/Palästina vergleiche.
Hier leben nach einem mörderischen Apartheidregime nicht nur Weisse und Schwarze
unter einer gemeinsam gewählten Regierung weitgehend friedlich zusammen, es ist
ein multikulturelles Land par excellence.
Allein 11 offizielle Landessprachen, auf der Strasse neben schwarz und weiss
viele Inder, Muslime, Christen (das Land ist extrem gläubig) usf.
Behäbig und mühsam, aber es geht hier sichtbar weiter: Immer mehr Menschen haben
Haus und Strom, ein sehr grosser Teil des Staatbudgets geht in Bildung.
Aber:
Quantitativ gibts genügend Schulen, aber in Klassen mit 50, 60 Kindern und mehr
sagt zurecht ein head-master: "We organize schooling, we can´t organize education"
Auch der Bildungsstand vieler Lehrer/innen ist gelinde gesagt bescheiden.
Aber es geht sichtbar bergauf.
Immer wieder für uns Europäer schockierend: Auf engstem Raum ein Nebeneinader von enormem Reichtum (Villen, Autos) und breitester Armut. In Weilersfarm, wo die Grazer bauen: Hier fährt täglich der Wasserwagen herein,
weils noch immer keinen Wasseranschluss gibt.
Und die Arbeitslosigkeit in den townships ist enorm hoch, das Leben in den
shacks unmenschlich.
Hier im township ist jede/r 3 zwischen 15 und 40 HIV infiziert.
Das ist wohl eines der wirklichen düsteren Kapitel der sonst durchaus
anständigen Bilanz der ANC Regierung.

Bush und ab nach Südafrika

no schau Dich an:
Man muss ja nicht so weit gehen wie die Zeit, die Bush ergrünen sieht
trotzdem ist zumindest die Ansage beachtlich.
Der Ölmann Bush gibt vor, 75% der Erölimporte durch "neue technologien" zu ersetzen.
Ja, natürlich nennt er auch die Atomkraft, aber auch die ganze Palette erneuerbarer Energien wird angesprochen.
Nix jedoch vom Sparen.
Eine derart grundlegende "Ansage" hätt ich mir schon längst von der EU erwartet.
Effizienttechnologien und erneuerbare heimischer (europäische) Eneergieträger sollen 75% der fossilen Energieimporte ersetzen.
In Europa ginge es übrigens viel leichter als in den USA (wie man z.B. in einer autogerechten Flächenstadt wie L.A. Alternativen umsetzen möchte, ist wohl eine fast unmögliche Übung)
Da tun sich europäisxche Städte mit ihren öffentlichen Verkehrsmitteln viel leichter.
Aufwachen Europa:
Wenn der Ölmann Bush deratiges vorgibt, wird uns doch mehr einfallen, oder?
So, und jetz pack ich meine Sachen, dann gehts ab nach Südafrika, u.a. den Bau von Kindergärten und skillcenters koordinieren, weitere Projekte meiner NGO sarch vorbereiten, sowie 10 Jugendliche der walz betreuen, die in einer Schule im township Orangefarm ein Sozialpraktikum absolvieren.
Hoffe, ich finde leicht W-Lan-hotspots, und möchte in den nächsten Tagen ein bisschen in und über Südafrika schreiben.

doch lernfähig?

Dass es eigentlich ziemlich dämlich ist, einerseits über die dramatischen Zuwachsraten im Verbrauch von Öl und Gas zu jammern
wissend, dass gerade in unseren Breiten ein grosser Teil zur Beheizung eingesetzt wird
wissend, dass es längst hunderte Beispiele gibt, wie man Häuser warm (im Winter) und kühl (im Sommer) bauen kann, wenn man will
das spricht sich jetzt endlich in die Politikredaktionen wichtiger Zeitungen herum.
Diese Woche ganzseitig in der Zeit.

diese Grafik zeigt, wie irreal unsere prognostizierte Energiepolitik ist.
Gehts weiter wie bisher, soll sich der Erdgasimport zur Stromerzeugung vervierfachen(!)
grafik_stromgas
Zeit zum Handeln!

Güssing - kein Märchen!

Ausflug nach Güssing, ins südliche Burgenland
dort ist zu sehen, wie unsere energiepolitische Zukunft aussehen kann, aussehen muss.
Wofür wir immer belächelt, krtitisiert werden, für unsere Forderung, nicht 15% oder 30% erneuerbare Energieträger, sondern vollständig, 100% ist dort verwirklicht.

20051114-Was-kommt-nach-dem-Oel2

Wärme: aus dem umliegenden Wald
aber auch Strom aus Biomasse
sowohl über ein europaeinzigartiges Verfahren der Holzvergasung, aber auch über eine Biogasanlage (Klee,Gras und Mais aus der Umgebung) und mit dem Gas wird ein Motor angetrieben, der Strom und Wärme (Fernwärmenetz) erzeugt.
plus: Biosprit (aus Speise-altöl und Raps)
plus Solaranlagen
plus,plus (weil die Geschichte dynamisch weitergeht)

20051031Modell-Guessing-dezentrale-Energieversorgung
zum Vergrössern anklicken

und jetzt wirds besonders spannend:
Was hat das bewirkt:
Vor etwas mehr als 10 Jahren war der Bezirk Güssing der ärmste ganz Österreichs mit 70% Auspendlern, und hoher Arbeitslosigkeit
in der Zwischenzeit:
über 1000 neue Arbeitsplätze, ein Technologiezentrum, 50 neue Unternehmen (die meisten wegen des Schwerpunkts erneuerbare Energien) über 500 Besucher wöchentlich, die sich das Energiekonzept anschauen wollen (von Kanada bis aus Kasachstan)
deswegen musste sogar ein eigenes Hotel gebaut werden
und auch die kommunalen Steuereinnahmen fliessen
20051114-Was-kommt-nach-dem-Oel
was man auch standortpolitisch lernen kann:
Dort gibts:
keinen Bahnanschluss (obwohl er sinnvoll wäre)
und keinen Autobahnanschluss (transeuropäische Netze oder so)
dafür gibts:
ein Netzwerk interessanter Personen (heute pendeln Wisschenschfter aus Graz oder Wien nach Güssing)
Diese sind die Infrastruktur der Zukunft.

Wer immer über die Energiewende kompetent mitreden möchte:
Ab nach Güssing.

mehr infos hier

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Strom, Wärme, Holzgas, aber auch "Biodiesel" aus verflüssigtem, und gereinigtem Gas, alles aus Holz in dieser Anlage

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aus Raps und Speisealtölen wird Biosprit hergestellt und wird bei dieser Tankstelle von vielen Güssingern betankt (nicht beigemischt sondern 100%)

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die Biogasanlage, gespeist mit Klee, Gras und Mais aus der Umgebung, diese liefert das gas in diesen Motor:

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dieser erzeugt Stom und seine Abwärme beheizt die umliegenden Häuser

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links das Technologiezentrum, hinten eine weiter Anlage, die Strom und Wärme aus Holz hertstellt, im Vordergrund eine PV-Anlage, die Strom herstellt

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hier wird aus Abwärme Kälte hergestellt, um das technologiezentrum an heissen Sommertagen zu kühlen,
zusätzlich wird an kleinen dezentral einsetzbaren Solar-cooling anlagen geforscht

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das neuerrichtete Hotel, für die vielen internationalen Besucher, die sich anschauen kommen, wie man von Öl Kohle Gas und Atom völlig unabhängig wird, und lokale Wertschöpfung generiert.

23 Projekte

weils in letzter Zeit einige Nachfragen gegeben hat:
Auch zu Beginn der letzten Legislaturperiode (2001) haben wir mit der SPÖ Projekte vereinbart.
Vielleicht ists nicht uninteressant zu wissen , was daraus geworden ist.
Projekte und deren Ergebnisse:hier23-20rotgr-FCne-20Projekt_standj-E4n06 (pdf, 132 KB)

nicht retro sondern unsere einzige Chance

finde die hier stattfindende Debatte zu meinen Beiträgen zur Atomenergie und zur Energieeffizienz, weil kontroversiell, sehr spannend.
Auf diesen Beitrag möcht ich ausführlicher antworten, weil er eine Grundhaltung zum Ausdruck bringt, die mir immer wieder begegnet:
(sinngemäss): Stromsparen ist retro, das macht eh keiner, Der Verbrauch wächst quesi naturgegeben, wir sollen schaun, wie wir den Verbrauch "nachhaltig" decken können

Kurzer Ausflug in die Ökonomie:
Unsere Wirtschaft hat Jahr für Jahr "Produktivitäts-zuwächse"
Gemeint ist damit meist die Arbeitsproduktivität: Mit immer weniger Arbeitskräften wird immer mehr hergestellt.
Dem stellt die Energiewende eine Steigerung der Energieproduktivität entgegen.
Denn Energie ist wie Arbeit ein Produktionsfaktor (leider ist er noch immer verhältnismässig billig), und v.a. liegt das Gros der Steuern und Sozialversicherungs-beitäge am Faktor Arbeit, nicht am Faktor Energie.

Weiter:
Kein Mensch braucht Energie (Kohle, Öl Strom, etc.)
was wir brauchen sind Energiedienstleistungen (Wärme, Kraft, Licht, Bewegung)
Steigerung der Stromproduktivität (vulgo Stromsparen) heisst z.B. gleichviel Licht im Raum, aber keine normale Glühbirne (die 98% des Stroms in Wärme und nur 2% in Licht umwandelt) sondern heute Energiesparlampen ujnd morgen dann LEDs.
Das heisst dann gleiche Lichtleistung bei einer Reduktion des Stromeinsatzes von 90% und mehr.
Das ist nicht retro sondern technischer Fortschritt.
Und ein Bewusstsein über die Stromvergeudung durch sinnloses stand by bei Fernsehern, Computern oder HIFI Anlagen ist nur dann retro, wenn man auch beim Auto, wenn man es am Parkplatz abstellt, den Motor laufen lässt.

Und abschliessend das für mich wichtigste Argument:
Obwohl Indien und China in der Tat massgablich Mitverursacher sind, dass Kohle, Gas und Öl, aber auch die Preise für andere mineralische Rohstoffe drastisch stiegen, die CO2 Emissionen nicht sinken sondern ihr Wachstum gar beschleunigen, müssen wir eins im Auge behalten:
Pro Kopf verbrauchen wir Österreichen das 8 fache (!!!) an Energie im Vergleich zu einem Chinesen, oder das 10 fache zu einem Inder.
Deswegen ist die Energieintensität unseres Lebens und Wirtschaftsstils völlig inakzeptabel und kann kein Weltmodell sein.
Da aber (fast) alle auf der Welt (verständlicherweise) Licht, Wärme , einen Eiskasten oder auch ein Auto wollen, immer mehr sich das auch leisten können (was gut ist) müssen wir, schon zu unserem eigenne Schutz die Energieproduktiviotät deutlich steigern:
Doppelte Energieeffizienz heisst halbierter Energieverbrauch.
Und den können wir nachhaltig, das heisst erneuerbar hertstellen.
Daran führt kein Weg vorbei.
Nur merke ich immer wieder, dass über diese Zusammenhänge und der daraus resultierenden dramatischen Politik-wechsel noch wenig Bewusstsein vorherrscht.

eine Testfrage und ein Wunderding um weniger als 20 Euro

Zurecht steht jetzt wieder die Energiewende im Zentrum grüner Politik.
Und nicht oft genug kann man darauf hinweisen, dass sie 2 Seiten hat:
Erneuerbare Energieträger statt Fossil und Atom
und:
runter mit dem Energieverbrauch.
Denn v.a. die Steigerung des Stromverbrauchs auch, und besonders in Ländern wie Österreich, die pro Kopf bereits weit über dem global möglichen verbrauchen, muss uns extrem anspornen.
Der Stromverbrauch wächst in Österreich jährlich derart, dass alle knapp zwei Jahre ein ganzes Donaukraftwerk neu gebaut werden müsste.
Technisch möglich ( und auch wirtschaftlich) wäre es, den Stromverbrauchszuwachs auf 0 zu stellen, ja sogar bei steigenden Dienstleistungen diesen zu senken.

Warum passiert das nicht, im Gegenteil?

Dazu meine Testfrage an blogleserInnen:

Wie hoch ist der Stromverbrauch Ihres Haushalts?

(wahrscheinlich können 90% diese Frage nicht beantworten)

Licht: ein/aus
HIFI/Anlage/Computer/Einskasten wird gekauft, kaum einer hat eine Idee nach der Energieeffizienz (oder eben deren Absenz)
Meine Garantieerklärung:
99% aller Haushalte in Östereich könnten das Kyotoziel persönlich zu Hause umsetzen: minus 16% in diesm Fall vom Stromverbrauch, ohne jeglichen Komfortverlust (habs selbst probiert)

Voraussetzung dafür ist, den Energie - und Stromverbrauch endlich sinnlich zu machen.
Und hier kann dieses Wunderding enorm helfen:

messg18_img

gibts in jedem Elektrogeschäft, kosten weniger als 20 Euro
und misst den Stromverbrauch jedes Gerätes

messg2_img

einfach zwischen Gerät (hifi, Computer,Eiskasten, etc.) anstecken und schaun

dann bekommt man ein G`spür dafür, was eine Kilowattstunde ist.

Zur Erinnerung: Mit einer "läppischen" Kilowattstunde kann man eine Tonne 367 Meter hoch heben.
Sie-die Kilowattstunde kostet weniger als 20 cent.

Und weil es uns schlicht wurscht ist
und der Strom sowieso aus der Steckdose kommt
und da die Politik kaum Anstrengungen unternimmt, das ölologisch wie ökonomisch Kluge zu tun, nämlich umfassende Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizient zu setzen, deswegen steigt der Stromberbrauch weiter, und Putin&Atomlobby&Co lachen sich ins Fäustchen.

Der enorme Boom bei erneuerbaren Energieträgern zeigt, dass Teile der Bevölkerung viel weiter als die Politik sind.

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