"...neu über die Dinge nachdenken"
von cc am 02.09.2005
Der Titel dieser Rubrik heißt "Kontroverse". Insofern können nicht nur, sondern sollen Beiträge von Gastautoren provozieren, Widerspruch auslösen, jedenfalls aber zum Nachdenken und zum Diskurs anregen. In diesem Sinne freue ich mich, dass Wolfgang Hagmann, Geschäftsführer der Werbeagentur freude, die derzeit die Kampagne der Wiener Grünen betreut, meiner Einladung gefolgt ist, einen Beitrag zu verfassen.
Wolfgang Hagmann, Geschäftsführer von freude
Senke die Steuern für Reiche. Dann hast du mehr Geld für Arme.
Neulich im Fernsehen: Dokumentation über einen Schweizer Kanton: Schaffhausen ist nicht besonders reich, nicht besonders schön, nicht besonders beliebt. Also ist das Leben in
Schaffhausen nicht besonders toll. Das war es zumindest: Denn seit einiger Zeit gibt es mehr Kindergärtenplätze, mehr Lehrerinnen und Lehrer, mehr soziale Unterstützung für Bedürftige.
Und: Es gibt mehr Reiche. Dahinter steckt eine neue politische Idee: Man ködert Bestverdiener mit besonderen Steuervorteilen, sich in der Stadt anzusiedeln. Damit steigt das Steueraufkommen insgesamt. Und dieses zusätzliche Steuergeld steckt man in soziale Einrichtungen. Außerdem:
Die soziale Kluft zwischen Arm und Reich existiert plötzlich nicht mehr. Die Armen sind froh, dass es viele Reiche für mehr soziale Einrichtungen gibt, und die Reichen freuen sich über Steuervorteile und wahrscheinlich auch darüber, dass mit ihren Steuern sinnvolle Dinge bezahlt werden.
Jetzt werden viele aufjaulen. Frechheit! Präpotenter Umgang mit sozial Schwächeren etc. etc.
Aber: Kann man gegen so ein Modell, das für alle Beteiligten funktioniert, etwas haben?
Was ich damit kommunizieren will: Auch Wien braucht neue und spannende Ideen statt immer dasselbe Fahrwasser. Wie kommt man dazu? Indem man neu über Dinge nachdenkt, alte Denkmuster und Vorurteile beerdigt, offen und mutig an die Dinge herangeht. Das erwarte ich von Politikern an sich, unabhängig von der Farbe.
Wolfgang Hagmann ist Geschäftsführer der Werbeagentur Freude.
Wolfgang Hagmann, Geschäftsführer von freude
Senke die Steuern für Reiche. Dann hast du mehr Geld für Arme.
Neulich im Fernsehen: Dokumentation über einen Schweizer Kanton: Schaffhausen ist nicht besonders reich, nicht besonders schön, nicht besonders beliebt. Also ist das Leben in
Schaffhausen nicht besonders toll. Das war es zumindest: Denn seit einiger Zeit gibt es mehr Kindergärtenplätze, mehr Lehrerinnen und Lehrer, mehr soziale Unterstützung für Bedürftige.
Und: Es gibt mehr Reiche. Dahinter steckt eine neue politische Idee: Man ködert Bestverdiener mit besonderen Steuervorteilen, sich in der Stadt anzusiedeln. Damit steigt das Steueraufkommen insgesamt. Und dieses zusätzliche Steuergeld steckt man in soziale Einrichtungen. Außerdem:
Die soziale Kluft zwischen Arm und Reich existiert plötzlich nicht mehr. Die Armen sind froh, dass es viele Reiche für mehr soziale Einrichtungen gibt, und die Reichen freuen sich über Steuervorteile und wahrscheinlich auch darüber, dass mit ihren Steuern sinnvolle Dinge bezahlt werden.
Jetzt werden viele aufjaulen. Frechheit! Präpotenter Umgang mit sozial Schwächeren etc. etc.
Aber: Kann man gegen so ein Modell, das für alle Beteiligten funktioniert, etwas haben?
Was ich damit kommunizieren will: Auch Wien braucht neue und spannende Ideen statt immer dasselbe Fahrwasser. Wie kommt man dazu? Indem man neu über Dinge nachdenkt, alte Denkmuster und Vorurteile beerdigt, offen und mutig an die Dinge herangeht. Das erwarte ich von Politikern an sich, unabhängig von der Farbe.
Wolfgang Hagmann ist Geschäftsführer der Werbeagentur Freude.
Reagan hats auch schon versucht
Und es ist auch gut, provokante Titel („Steuersenkung für Reiche“) zu wählen, das bringt Pfeffer in die Diskussion:
Zur Sache:
Der alte Ronald Reagan hat`s auch schon propagiert und viele versuchen sich immer am selben Muster: „Steuersenkung schafft Wachstum und finanziert sich deswegen von selbst“
Empirisch ist der Beweis noch nie gelungen.
Die Gründe liegen auf der Hand:
Das ökonomische Problem Österreichs (und ebenso Deutschlands) liegt schlicht darin, dass ein wachsender Teil des Einkommens gespart wird und dem Inlandskonsum fehlt.
Wer genau hinschaut sieht auch wer spart: Je höher das Einkommen, desto höher die Sparquote (nona), den „unteren Eimkommenschichten“ bleibt nichts zum Sparen über. Insofern wäre die oben vorgeschlagene Massnahme kontraproduktiv.
Ausserdem: Wenn wir in Österreich bessere Universitäten und Schulen, sowie mehr Geld für Forschung und Kinderbetreuung ausgeben möchten , dann muss das irgendwo herkommen, und das können sich die „better offs“ allemal besser leisten, als jene, die ohnehin schon am Hungertuch nagen.
Ausser die gesamte Idee der flat-tax hat das Ziel (und diesen Eindruck habe ich oft), dass es darum geht, den Staat (das Gemeinsame) in seiner Gesamtheit deutlich zurückzuschrauben; dieses Ziel halte ich für völlig falsch, und wer dieser Tage in die Südstaaten der USA schaut, sieht, was bei einer „Kastration des Staatlichen“ herauskommt.
Trotzdem seh ich die von Wolfgang Hagmann angerissene Debatte nicht nur kritisch: Um „Wertschöpfung“ zu ermöglichen, Betriebsgrünungen wie Betriebserweiterungen zu unterstützen, sind Anzeize, auch steuerlicher Art wichtig.
Ich halte es z.B. für absurd, dass alle, die sich in Österreich selbstständig gemacht haben, Geld investiert haben, Kredite aufgenommen haben, und bereit sind Risiko zu übernehmen, als erstes „vom Staat“ bevor ein erster Cent verdient ist, bereits eine geschmalzene Einkommessteuer- Vorauszahlung berappen dürfen.
Manche skandinavische Länder gehen da einen interessanten Weg. Sie besteuern zwar hoch, aber v.a. im Bereich der Lohn- und Einkommenssteuer, viel weniger jedoch bei Betrieben, um neue Investitionen zu begünstigen.
Das sollten wir uns einmal genauer anschauen.