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Schule: Geld ist nicht das Wichtigste

Diese Folien über paar wenig publizierte Fakten des heimischen Schulsystems möchte ich nachdrücklich empfehlen:

linz-09-kosten (pdf, 449 KB)

Es zeigt sich darin: Das heimische Schulsystem krankt nicht daran, dass zuwenig Geld hineinfliesst ,und bloss mehr Mittel das Problem lösen könnten, sondern u.a. an mangelnder Autonomie der Schulen ; hier sind wir international Schlusslicht, "Pisasieger" Skandinavien hat die Autonomie am weitesten entwickelt.
Solange sich die Schuldebatte nur ums Geld dreht, und nicht endlich die (zugegeben schwierige) Frage der "governance" angegangen wird, kommen wir keinen Schritt weiter.
a.m. (Gast) - 14. Apr, 00:11

In Schweden z.B. sind hauptsächlich die Gemeinden für die Schulen zuständig. Und natürlich die autonomen Schulen.
Aber auch anderes notwendiges Personal ist an den Schulen: z.B. Sozialarbeiter und Psychologen an so gut wie jeder Schule.


Zusätzlich wenn sich schon jeder Politiker auf Pisa einlässt und andere "Studien" gar nicht kennt, der sollte zumindest auch das hier gelesen haben: https://de.wikipedia.org/wiki/Kritik_an_den_PISA-Studien

Tom Schaffer (Gast) - 14. Apr, 03:27

Wie schon in den Kommentaren zu meinem entsprechenden Blogpost ( https://zurpolitik.com/2009/04/13/beenden-wir-den-zerstreuten-bildungs-protest ) möchte ich dir widersprechen. Es fehlt imo durchaus vorrangig an Geld im Lehrbetrieb. Dass vieles etwa in der Verwaltung versickert dann in der Bilanz als Bildungsausgabe erscheint sagt ja nur aus, dass eventuell nicht so viel mehr in Bildung investiert werden muss, es widerlegt aber nicht, dass mehr Geld für den Lerhbetrieb nötig ist.

Radikale Veranschaulichung: Wenn ich heute in die Bauwirtschaft investiere und 90% der Investition in den Taschen der Manager versickert, und nur mit 10% Projekte umgesetzt werden, dann kann ich im internationalen Vergleich vielleicht auch gut im Ausgabenbereich dastehen, aber es wird trotzdem weniger gebaut. ;)

dieter (Gast) - 14. Apr, 09:18

es widerlegt aber nicht, dass mehr Geld für den Lerhbetrieb nötig ist.
Die Beweislast liegt bei denjenigen, die behaupten, mehr Geld wäre nötig.

Soweit ich weiß geht das meiste Geld ans Personal.

Ich finde es gut, dass Christoph die vorherrschende Ideologie hinterfragt, in der Bildung dargestellt wird, als würde man sie quasi per Laufmeter kaufen können.
Wir wissen noch nicht einmal, was Bildung objektiv über Lesen, Schreiben, Rechnen und Berufsbildung hinaus leistet.

Viel mehr Autonomie und Gleichstellung nicht-konfessioneller Privatschulen sind der richtige Weg, weil es dann viele Ansätze und Angebote geben kann. Dann gibt es mehr Innovation, Auswahl und Vergleichsmöglichkeiten für die Empirik.
a.m. (Gast) - 14. Apr, 11:59

Der Tom hat da nicht unrecht. Das Geld geht in die falschen Hände. Die Lehrer als unterstes Personal erhalten am Wenigsten.

Es ist vielmehr die Hierachie, die komplette Verwaltung die viel kostet und nix bringt: z.B. die Ministerin für Bildung, Bezirksschulrat, Landesschulrat, etc. Das alles kostet viel Geld.
Hätte eine Schule auch bezüglich den Investitionen und der Art der Schulführung Autonomie, hätten wir engagierte Lehrer, ein besseres Schulsystem, tolle Schulgebäude, usw.
Ich bin auch davon überzeugt, dass nicht das Schulsystem ausschlaggebend für eine gute Bildung ist, sondern die Schulleitung und die Autonomie einer Schule. Durch Autonomie können nämlich Lehrer selbst entscheiden und tragen damit auch die Verantwortung. Und es werden so gut wie alle Lehrer engagiert sein, weil sie gestalten können und nicht in ihrem Handeln durch die Ministerin Schmied "gefesselt" sind.
One Brick (Gast) - 14. Apr, 13:02

Wenn man sich die Folien ansieht - leider gibt es dazu keinen Kommentar der einige Grafiken dem Leser erschliesst - kann ich nicht herauslesen, dass die Verwaltung der Betonklotz ist.

Es wird jedoch klipp und klar gesagt: ein Mehr an Ressourcen führt nicht zu einem Mehr an Bildung und: im internationalen Vergleich sind wir bei den Ausgaben pro Schüler in der Spitzengruppe.

Wir haben sehr wenig Schüler pro Lehrer, gleichzeitig aber große Klassen - soll man daraus schliessen, dass der einzelne Lehrer vergleichsweise wenig Unterricht leistet?

Die Erwähnung der mangelnden "richtigen" Anreize für Lehrer halte ich für ganz essentiell: im heutigen System zahlt es sich für den einzelnen Lehrer mehr aus mit möglichst wenig Input über den Tag zu kommen als die besten Klassenergebnisse des Jahrgangs zu erzielen.

Spannend auch die Empfehlungen:
Qualitätsmindernd sind Lehrer/Gewerkschaftseinfluss auf das Arbeitsausmaß - bei uns gerade tagesakutell, und auch die Schulautonomie wird differenziert gesehen: Budgethoheit schadet der Qualität während sie in Prozess- und Personalfragen nutzt - das hatte ich nicht erwartet.

Aus der Perspektive der Präsentation muss man sagen: so schlecht liegt die Ministerin nicht mit ihrem Kurs.
dieter (Gast) - 14. Apr, 13:11

Die Erwähnung der mangelnden "richtigen" Anreize für Lehrer halte ich für ganz essentiell: im heutigen System zahlt es sich für den einzelnen Lehrer mehr aus mit möglichst wenig Input über den Tag zu kommen als die besten Klassenergebnisse des Jahrgangs zu erzielen.
Ergebnisse erzielen die Schüler, nicht die Lehrer. Wenn man Lehrer für schlechte Ergebnisse bestraft, dann bestraft man letztlich diejenigen, die sich mit Problemschülern auseinandersetzen.

Letztlich ist es schwierig, die Leistung eines Lehrers objektiv zu messen.
One Brick (Gast) - 14. Apr, 16:39

dieter,

ich kann mir schwer vorstellen, dass Du allen Ernstes den Zusammenhang zwischen Lehrerqualität und Lehrerfolg in Frage stellen willst?

Es ist - wie bei tausenden anderen Sachverhalten - richtig, dass die Zusammenhänge komplexer als 1:1 "wenn - dann" sind. Es gilt aber auch: am schlechtesten ist es erst gar nicht zu messen (d.h. sich mit den Ergebnissen auseinandersetzen) bzw. keine Konsequenzen zu ziehen. Gerade weil eine objektive Messmethode nur näherungsweise erreicht werden kann gilt: mit jedem Schritt wird es ein Stück besser.

Und: wer spricht hier von "Lehrer bestrafen"? Es ging um Anreize!
dieter (Gast) - 14. Apr, 21:59

ich kann mir schwer vorstellen, dass Du allen Ernstes den Zusammenhang zwischen Lehrerqualität und Lehrerfolg in Frage stellen willst?
Ich halte den Zusammenhang für geringer, als das allgemein gesehen wird. Aber um die Leistung eines einzelnen Lehrers objektiv anhand der Schülerleistungen festzustellen, müsste man Zwillingsgeschwister in unterschiedliche Klassen schicken und dann die Ergebnisse vergleichen.

In der Praxis kann man einen Lehrer nur intuitiv einschätzen und daher braucht es mehr Autonomie.

Viele der Ideen, die in letzter Zeit in Österreich angedacht werden, wurden schon von Bush im No Child Left Behind Act umgesetzt. (Nationale Standards, Anreizsysteme). Das Ergebnis ist eben, dass Schulen mit schlechten Schülern bestraft werden. Ich glaube es steht auch in den von Christoph verlinkten Folien, dass auch in Österreich die besseren Schüler die besseren Lehrer bekommen. Das könnte sich noch verstärken.
One Brick (Gast) - 15. Apr, 15:38

Du fürchtest, dass qualitätsbezogene Evaluierung des Unterrichts und zielorientierte Anreizsysteme für Lehrer dazu führen können, dass das untere Ende der Skala (Schüler & Lehrer) unter sich bleibt und in die Abwärtsspirale trudelt.

Das ist sicherlich kein undenkbares Szenario.

Negative Effekte kann man aber nicht der Wahl der Methoden (u.a. Evaluierung, gemeinsame Bildungsstandards, Anreizsysteme) anlasten. Für das Ergebnis sind noch immer die Handlungen verantwortlich, die als Konsequenz der gewonnenen neuen Informationen gesetzt werden.

Allein aus Angst, die Nutzung neuer Instrumente könnte bei unsachgemäßem Gebrauch auch nach hinten losgehen, selbige erst gar nicht einzusetzen wäre wohl ein "Kinde mit dem Bade ausschütten"-Szenario.
muesli - 14. Apr, 14:42

Kein Widerspruch

Die beiden Pole lauten nicht unbedingt "Mehr Autonomie" vs. "Mehr Geld". Christophs Argument, dass nicht nur eine Verteilungsdebatte sondern vor allem auch eine inhaltliche und Organisations-Debatte zu führen ist, kann ich viel abgewinnen.

Trotzdem braucht man sich nur die Klassenschülerzahlen, die Anzahl der Schüler und die Anzahl der Räume und Lehrer anschauen, um draufzukommen, dass kleinere Klassen nur möglich sind, wenn gebaut wird und zusätzliche Lehrer eingestellt werden. Das wird mehr Geld kosten, als durch Autonomie und Verwaltungsreform einzusparen ist. Wer dann noch bessere Lehrer anlocken will, muss besser bezahlen - vor allem den Junglehrern. Kostet ebenfalls viel Geld.

Unterm Strich ist aber sicher richtig, zu kritisieren, dass sich die Bildungsdiskussion nur ums Geld dreht.

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