back_top

Christoph Ransmayr interviewt Fred Sinowatz

Mai 1980.

Im Extrablatt, dem "illustrierten Magazin für Politik und Kultur" (Eigendefinition):

Der Schriftsteller Christoph Ransmayr im Interview mit Kunstminister Sinowatz.

So beschreibt Sinowatz seine sozialistische Kulturpolitik:

Meine Utopie in diesem Bereich ist, Politik grundsätzlich zur Kulturpolitik zu machen.Denn Kulturpolitik, das ist für mich eine sinnvolle Fortsetzung der Sozialpolitik.


Hier das ganze Interview als scan (das war lange vor "Internet):
interviewsinowatz (pdf, 941 KB)
coyote (Gast) - 14. Aug, 13:44

Es ist Kultur ...

ob man seinen Mist in den Mistkübel wirft oder einfach fallen lässt.
Es ist Kultur, ob man pfleglich mit seiner Um - Welt umgeht oder so tut, als wäre alles wurscht.
Es ist Kultur, was uns von den Schweden unterscheidet (wo man Leute nicht durch Strafandrohung zwingen muss, Hundekot wegzuräumen, wo Campingplätze blitzsauber sind, weil es niemandem einfallen würde, seinen Schmutz zurückzulassen),
und es ist Kultur, was uns von einigen Ländern unterscheidet, von denen wir derzeit "kulturell bereichert" werden.

Kultur ist die Voraussetzung für Umweltschutz.

maschi - 14. Aug, 15:24

interessant gebrüllt, coyote.

ist in konsequenz der mensch dann vielleicht jenes insofern verwunderliche lebewesen, das je nach kultureller einbettung vollkommen unterschiedliche verhaltensweisen an den tag zu legen imstande ist? und wenn ja, ist eine anthropozentrische weltsicht dann möglicherweise eine weltsicht, die von den im positiven denkbaren möglichkeiten dieses lebewesens fasziniert und gebannt ist während der anthropozentrismus kritiker all das negative betont, das dieses lebewesen ebenso hervorzubringen imstande ist? und wenn ja, haben dann vielleicht beide einen wertvollen beitrag zu einer erneuerten menschlichen kultur zu leisten?

fragen über fragen...
coyote (Gast) - 14. Aug, 17:29

"Einbettung" oder "Anpassung"

Ich denke mal, dass die "kulturelle Einbettung" etwas ist, das zumindest teils aus einer Anpassung an die Lebensumstände entspringt.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich singuläre Ereignisse, die eine kulturelle Blüte hervorbringen, welche aus sich selbst zu entspringen scheint.
Man denke nur daran, was wir etwa der Regentin Maria Theresia und ihrem Sohn Rudolf II an zivilisatorischen Errungenschaften verdanken. Ist M.T. nur ein "Produkt" ihrer Lebensbedingungen gewesen, oder hat sich da so etwas wie ein göttlicher Funke manifestiert ?

Egal, wir haben ein reiches zivilisatorisches Erbe, und wir sollten sehr selektiv dabei sein, was wir wogegen eintauschen !

Und wie siehst du die Situation der "indigenen Völker" in abgelegenen Regionen ?
Sollen sie ihre Traditionen bewahren, oder sollen sie sich der Globalisierung öffnen ?
maschi - 15. Aug, 10:23

für mich ist die frage im letzten absatz tendentiell "falsch" gestellt. ich wünsche mir eine gesellschaft(sordnung), die möglichst viel verschiedenes zulässt und dem *individuum* möglichst viel (real verfügbare) gestaltungsmöglichkeiten lässt. ich würde einem angehörigen eines solchen indigenen volks daher nichts empfehlen wollen, aber ich würde ihm zumuten wollen, dass er/sie sieht, was es ausserhalb seiner welt auch noch gibt und welche bisher vielleicht nicht bewusst gewesene optionen er/sie fürs eigene leben daher auch noch hat.

(möglichst) freie entscheidungen von individuen haben natürlich konsequenzen. diese können dann auch darin bestehen, dass eine kulturelle erscheinungsform früher oder später endet.

aber mir ist auch klar, dass wir von einer so oder so ähnlich gelebten freiheit noch weit entfernt sind...
maschi - 15. Aug, 10:35

zum interview: meine erste assoziation ist - schon allein, was das niveau der auseinandersetzung betrifft - dass die nachlese dieses alten interviews einen krassen verfall der politischen kultur seitdem aufzeigt. und zwar schon weil die intellektuellen voraussetzungen in der regel fehlen...

und das ist jetzt kein "früher war alles besser", ich fürchte es ist eher ein spezifisch österreichisches problem, das zumindest auch mit dem aufstieg und der politischen methodik jörg haiders zu tun hat. schon wenn ich eine xbeliebige deutsche politdiskussion ansehe bin ich regelmässig schockiert, wie tief das niveau der teilnehmer bei uns im vergleich dazu ist...

dieter (Gast) - 15. Aug, 16:38

Ich hatte den exakt gegenteiligen Eindruck. Wo war denn die Substanz des Interviews? Mich erinnerte das irgendwie an den Club 2. Intellektuell hochtrabende Sprache, häufig nebulös und oft auch ohne jede Logik. Die Antwort aus der Christoph Chorherr zitierte, ist dafür ein gutes Beispiel.

Mir gefällt der heutige, direkte, frechere, Stil in Österreich, mit wesentlich größerer Meinungsbandbreite. Dazu hat nicht nur Jörg Haider, sondern auch die Grünen vor Van der Bellen beigetragen.

Der Versuch, die Arbeiterklasse für Oper und Theater zu begeistern, ist jedenfalls gescheitert. Wäre ohnehin ein nutzloses Unterfangen gewesen, da sich die Oberschicht und obere Mittelschicht ein anderes elitäres Hobby gesucht hätten.

Was geglückt ist, sind Liberalität, Offenheit und Experimentierfreudigkeit. Aber ich bezweifle, dass Sinowatz damit zu tun hatte, sondern eher der technische Fortschritt. Valie Export war da der Anfang, Youtube ist der vorläufige Zenith. Blogs sind es im politischen und medialen Bereich. Aber genau diese mediale Anarchie unterminiert auch jegliche Versuche, Kultur oder politische Diskussion bevormundend von oben zu beeinflussen und zu steuern, so wie es Sinowatz offenbar im Sinn hatte. Und das ist auch gut so.

Mail an
Christoph Chorherr

Versuche jedenfalls Mails selbst zu beantworten.

Christoph Chorherr auf Twitter Christoph Chorherr auf Facebook

Meine Tweets

    Aktuelle Beiträge

    Wenn ich mich grad irre,...
    Wenn ich mich grad irre, vergessen Sie den Kommentar...
    la-mamma - 9. Mär, 09:08
    Neue Bauordnung 2018
    In Städten, in Wien zu leben ist beliebt. Seine Bevölkerung...
    cc - 6. Apr, 12:18
    Barrierefreiheit
    Da es ja noch keine öffentlich zugänglichen Text gibt...
    martin.ladstaetter - 6. Apr, 11:20
    Word!
    Martin Schimak - 20. Nov, 12:55
    Deutschland: Ein schlichter...
    Der Anlass für diesen Blogpost ist das Scheitern der...
    cc - 20. Nov, 12:44
    Mehr Chorherrs!
    Lieber Christoph, Du engagierst Dich, übernimmst Verantwortung,...
    Andreas Kleboth - 29. Okt, 10:04
    Interconti
    Ich bin zwar kein grüner aber nun fällt es mir wie...
    WolfgangS - 27. Okt, 15:44
    Am besten alle "unecht-grünen"...
    Am besten alle "unecht-grünen" auch noch rausschmeissen...
    Martin Schimak - 27. Okt, 13:14
    Echt-Grüne...
    fliegen nicht...
    Hans Doppel - 26. Okt, 18:35
    Wer dich kennt,
    wird dir niemals unlautere Absichten unterstellen....
    Erwin Greiner - 26. Okt, 16:00
    Ein besonders krasses...
    ... dafür wie leicht es in der heutigen Medienwelt...
    Martin Schimak - 26. Okt, 14:16
    Lieber Christoph! Vielleicht...
    Lieber Christoph! Vielleicht währe es, gerade als...
    volvox - 26. Okt, 11:21

    User Status

    Du bist nicht angemeldet.

    Feeds





    development