back_top

Habet Mitleid

Die Presse hat mich eingeladen, alle 2 Wochen montags eine Kolumne zu schreiben.
Hier die ursprüngliche Version von heute (blog hat den Vorteil, dass nicht plötzlich ein Inserat auftaucht, und deswegen gekürzt werden muss)

Habet Mitleid

In der besinnlichsten Zeit des Jahres, die vor allem dadurch auffällt, dass alles im Auto sitzt, denn nie ist der Stau in der Stadt so vollkommen, so allgegenwärtig, in dieser allerschönsten Vorweihnachtszeit richten wir unser Augenmerk auf eine besonders bemitleidenswerte Gruppe von Menschen.
Wir haben ihnen in der Vergangenheit offensichtlich nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt, denn als Kompensation ihres offensichtlichen Minderwertigkeitsgefühls mussten sie ganz tief in die Tasche greifen.
So zwischen 40 000 und 70 000 Euro mussten sie aufbringen, um ihr beschädigtes Ego wieder ein wenig aufzupäppeln.
Es sind die SUV-Fahrer, die Nutzer jener riesigen, breitbereiften Autos, die aussehen als wäre ein Mistkäfer als LKW verkleidet, die meist zwei , manchmal gar drei Tonnen schwer sind, und die hinten soviel CO2 hinauspusten, als stünde die nächste Eiszeit vor der Tür.
Seien wir nicht ungerecht, den Schwachen und Beladenen gehört unser Mitgefühl; und sie werden immer mehr!
SUV- Fahrer stecken jetzt genauso wir alle im Stau, bei jedem Tanken zahlen sie bitterstes Bussgeld, und wehe, wehe, wenn ein städtischer Parkplatz gefunden werden muss. Wie und wo sollen diese armen Menschen ihren motorisierten Bullterrier einparken?
Ich bitte nochmals um Nachsicht: Wozu gibt es Behindertenparkplätze, die entsprechend breit ausgestaltet sind?
Hier stehen sie alle, froh, endlich ein ihnen vorbehaltenes Revier gefunden zu haben.
SUVs sind sicher, preisen ihre umsichtigen Hersteller, doch trotzdem lassen sich nicht alle Gefahren restlos beseitigen.
Von einer gefährlichen Spezies droht vor allem in Städten für kostbare SUVs grosse Gefahr: Von Fussgängern, die so uneinsichtig und penetrant sind, dass sie immer wieder vor der Kühlerhaube auftauchen, und bei dem dann folgenden Aufprall den Lack zu zerkratzen drohen.
Aber Gemach, auch hier gibt’s Abhilfe: Massive Metallvorbauten, aus den Urzeiten dieser Automobile „Kuhfänger“ oder „gate crasher“ genannt, sorgen dafür, dass die Fussgänger heftig und bestimmt weggerammt werden, Lerneffekt inklusive: Unfälle mit diesen Autos enden für zweibeinige Störenfriede deutlich öfter tödlich, als mit anderen Autos: Wie beschreibt ein website, welcher uns einen schwedisches Exemplar näher bringen will, diese „Schutzvorrichtungen“ treffend: „Der SUV-Angriff aus Schweden! Selbst an Fussgängerschutz mit einem zusätzlichen Deformations-Element in der Front hat Volvo gedacht."
Eine böse Verleumdung ist ohne Zweifel das Gerücht, dass VW seinen SUV ursprünglich nicht Touareg sondern Taliban taufen wollte, und gänzlich geschmacklos ist ein Aufkleber, der neulich gesichtet wurde: „SUV-Fahrer haben keinen Fehler, sie sind ein Fehler“.
kritikus (Gast) - 11. Dez, 09:16

Auf alle Fälle SUVs verbieten

Ganz richtig, die SUVs sind schuld, sie gehören verboten (~6,5 % der Feinstaubbelastung [~ 10 % beim CO2] kommt vom Pkw - wie hoch ist da der SUV-Anteil eigentlich in Prozent?). Hach wie schön wird dann die Welt sein:
- SUV-verboten (alles außer WC auf Rädern [zB Smart])
- Rauchen verboten (erlaubt nur in der Wüste mit Preisen von 300.-€ je Packerl)
- Alkohol verboten (alkoholfreies Bier geht gerade noch, ist aber bedenklich - Einstiegsdroge!)
- Essen verboten (Transfette, Schweinsbraten, Fleisch überhaupt - erlaubt: nur Kleie und Obst)
- verboten, verboten, verboten ....

Meinung sagen auch verboten?

coyote (Gast) - 11. Dez, 15:28

Wem es an Differenzierungsvermögen mangelt,...

der ficht mit der Keule statt mit dem Florett!

Kleiner Hinweis: Überessen tut man sich nur selbst (mir ist noch kein Fall bekannt,
wo jemand an "Passivessen" gestorben wäre) - überfahren tut man in der Regel
andere.

Und dann noch "Zensur" konstruieren zu wollen, das ist der Overkill an selbstbemitleidender Selbstausgrenzung !
Fishing for sympathy...
Paul R (Gast) - 11. Dez, 10:03

Waren am Ende die letzten Artikel sprachlich so gewandt, dass sie dich gefragt haben?????

Ich bin auch völlig gegen SUV (oder "Suff"? -das dürften also diese Geländewagen sein).
Man sollte die steuerlich und kraftfahrrechtlich als LKW einstufen und dementsprechend die MAUT und die Höchstgeschwindigkeiten (zB nur 100 oder 80 auf der Autobahn) anpassen.
Wer mit so einem Riesengefährt schnell fährt, ist eine Riesengefahr für alles andere.
Stell dir vor, ein 40-Tonnen-Lkw fährt 130 km/h.
Der hat 500 Meter Bremsweg und walzt dazwischen alles platt.

Der Überschmäh bei diesen Geländewagen ist, dass sich die Besitzer, meist/oft Unternehmer die Vorsteuer dafür vom Staat zurückholen. Insgesamt zahlen sie also um 20% weniger.

gbtoe (Gast) - 11. Dez, 11:49

Der Artikel hat micht jetzt aber umgehauen.
Ich bin selbst kein Freund von fetten Autos und sehe die Problematik der SUV-Welle (welche mE bereits überm Zenit ist).
Freunde von mir und mein Schwiegervater fahren SUV. Der Toyota RAV braucht ca. 8,5l Diesel - im Vergleich zum Audi A6 meines Vaters gar nicht so viel.
Ja, SUV-Fahrer denken nicht weiter als bis zu ihrer Stossstange. Aber es sind nicht alle und es sind nicht die einzigen.
Politische Aufgabe muss es sein, Bewusstsein und Rahmenbedingungen für die Problematik (hier Staub- und Co2 Emissionen, Fussgängergefahrenpotenzial) zu schaffen.
Es muss möglich sein, sich mit einem besonderen Auto selbst darzustellen. So wie sich einen Hund oder sonst ein Haustier zu halten, zu rauchen oder schräge Kunst zu produzieren.
Und ja: die Rahmenbedingungen müssen in Bezug auf die Problematik geschaffen werden.
Ausgrenzen und Ressentiments schaffen: nein danke. Wertschätzen und Probleme lösen, ja bitte.
Herr Chorherr, ich bin ein wenig enttäuscht. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Intention hinter diesem Artikel erläutern würden. Bei mir kam hier ein verletzender emotionaler Ausbruch an.

maschi - 11. Dez, 17:45

Ein Danke für gbtoe.

"Es muss möglich sein sich mit einem besonderen Auto darzustellen...". Sich einen (gar "gefährlichen"?) Hund zu halten. Zu rauchen! Schräge Kunst zu produzieren.

Aber was tun mit den gefährlichen Emissionen? Was tun mit den armen Passivrauchern? Was tun mit Kindern, die sich vor grossen Hunden fürchten? Was tun mit herzkranken und leicht irritierbaren Passanten, welche beim Vorübergehen an schräger Kunst einem ganz realen Herzinfarkt erliegen könnten? Sollten wir nicht auch Motorräder verbieten? Schliesslich gefährden sie Fahrer UND andere Verkehrsteilnehmer über Gebühr und fortbewegen kann man sich ja auch anders, oder? Passivrauchende Kinder... das spräche doch auch für Rauchverbote in Privatwohnungen. Oder nicht? Dass Alkohol- oder Fettsucht keine Mitmenschen schädigen soll... ist das nicht eigentlich zu kurz gegriffen? Man denke nur an durch Zornausbrüche gepeinigte Familienmitglieder, an leergeräumte Familienbudgets. Neuer Wodka statt neuem Federpenal...

Bitte: Stop. Aus. Ende. Wir können unsere Probleme nicht alle durch staatliche Gebote und Verbote lösen. Auch nicht durch Ressentiments gegenüber "Verschwendern" und (Rauch-, Alkohol-, Auto-)"Süchtigen". Sowohl durch Verbote als auch durch Ressentiments schaffen wir nämlich nur noch grössere Probleme.

Ich mach mir *echte* Sorgen ob dieser gesellschaftlichen Entwicklung. Wenn man heutzutage argumentiert, dass Rauchverbote in ÖFFENTLICHEN Räumen ok sind, Lokale aber rein private Angelegenheit des Lokalinhabers sind, ein Rauchverbot in Lokalen daher in massivem Widerspruch zu Grund und- Freiheitsrechten steht (Erwerbsfreiheit, Recht auf Privatsphäre), dann wird man schief angeschaut. Wenn man argumentiert, dass dafür gesorgt gehört, dass SUV-Besitzer alle KOSTEN ihres schrägen Hobbys zahlen (damit nicht alle anderen dafür im wahrsten Sinne "bezahlen"), dass aber abgesehen davon, dass das nicht stattfindet, nicht wirklich etwas gegen SUV's spricht, dann wird man schief angeschaut. Marktwirtschaft wird nicht verstanden. Vielleicht auch deshalb, weil wir so wenig davon haben...

Wie man sogar "CO2-frei" fliegen kann, das hat ua der menschlich grossartige Klimaexperte Stefan Schleicher im Ö1-Journal am letzten Samstag dargestellt: Indem man nämlich in genau einem den Flugemissionen entsprechenden Ausmass in CO2-reduzierende Aktivitäten investiert... der Aufpreis für einen innereuropäischen Flug läge bei rund 15 Euro. Einfach grossartig: effektiv, marktwirtschaftlich gedacht. Und es ist doch tatsächlich so: Es gäbe keinen, aber auch gar keinen Grund einen Vielflieger oder SUV-Fahrer schief anzusehen, wenn seine persönliche CO2-Bilanz auf ZERO stünde. Oder?

Dafür, dass die Märkte auch dort funktionieren, wo es ohne rechtliche Rahmenbedingungen per se keine Preise gibt, dafür müsste (auch) die Politik sorgen. Aber das wäre ja neues Denken.

Mit Grüssen von einem autolosen Nichtraucher, der sich über kettentschickende SUV-Fahrer auch in Zukunft immer nur wundern wird...
kritikus (Gast) - 11. Dez, 20:13

maschi spricht mir aus der Seele. Würden nur mehr Leute so denken.
muesli - 11. Dez, 12:56

lieber c,
bitte einrücken (html-tag "blockquote") statt kursiv, das ist so anstrengend zu lesen.

muesli - 12. Dez, 00:24

danke!
coyote (Gast) - 11. Dez, 15:21

Los Pacheros ...

Wir haben als "Ma.Shopping" - Flüchtlinge das vergangene Wochenende auf einem Biobauernhof verbracht
(Anreise per Bahn, meine Rückfahrt per Rad wurde durch eine abgebrochene Scheinwerferhalterung der Marke "BuM" verkürzt).
Und just: Der Bauer - der Hof ist über eine ziemlich steile Sandstraße zu erreichen -
hat einen gebrauchten Allradler Jeep Grand Cherokee erstanden.
Vor der Kühlerhaube so ein mörderisches Stahlrohrgestell, mit Scheinwerfern
bewehrt. Beim näheren Hinschauen (er möchte diese Mordbügel nämlich entfernen)
haben sich die Scheinwerfer ihres Namens in zweifacher Weise gerecht erwiesen:
Sie waren gar nicht verkabelt !!!

Das erinnert mich an die Zeiten, wo manche Leute mit ihrer Fernbedienung "telefoniert" haben - bis man sie eines Tages anlässlich eines Unfalles ersucht hat, die Rettung anzurufen..

Und warum wird der "Mitsubishi Pajero" in Spanien nicht unter diesem Namen verkauft ?
Die beste Satire ist immer noch die Realität !

mehrLicht - 7. Mär, 21:24

Danke

Schöner Artikel - ich sehe es ähnlich

Mail an
Christoph Chorherr

Versuche jedenfalls Mails selbst zu beantworten.

Christoph Chorherr auf Twitter Christoph Chorherr auf Facebook

Meine Tweets

    Aktuelle Beiträge

    Wenn ich mich grad irre,...
    Wenn ich mich grad irre, vergessen Sie den Kommentar...
    la-mamma - 9. Mär, 09:08
    Neue Bauordnung 2018
    In Städten, in Wien zu leben ist beliebt. Seine Bevölkerung...
    cc - 6. Apr, 12:18
    Barrierefreiheit
    Da es ja noch keine öffentlich zugänglichen Text gibt...
    martin.ladstaetter - 6. Apr, 11:20
    Word!
    Martin Schimak - 20. Nov, 12:55
    Deutschland: Ein schlichter...
    Der Anlass für diesen Blogpost ist das Scheitern der...
    cc - 20. Nov, 12:44
    Mehr Chorherrs!
    Lieber Christoph, Du engagierst Dich, übernimmst Verantwortung,...
    Andreas Kleboth - 29. Okt, 10:04
    Interconti
    Ich bin zwar kein grüner aber nun fällt es mir wie...
    WolfgangS - 27. Okt, 15:44
    Am besten alle "unecht-grünen"...
    Am besten alle "unecht-grünen" auch noch rausschmeissen...
    Martin Schimak - 27. Okt, 13:14
    Echt-Grüne...
    fliegen nicht...
    Hans Doppel - 26. Okt, 18:35
    Wer dich kennt,
    wird dir niemals unlautere Absichten unterstellen....
    Erwin Greiner - 26. Okt, 16:00
    Ein besonders krasses...
    ... dafür wie leicht es in der heutigen Medienwelt...
    Martin Schimak - 26. Okt, 14:16
    Lieber Christoph! Vielleicht...
    Lieber Christoph! Vielleicht währe es, gerade als...
    volvox - 26. Okt, 11:21

    User Status

    Du bist nicht angemeldet.

    Feeds





    development