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so funktioniert Österreich

Der Generaldirektor eines sehr grossen österreichischen Stromkonzerns (Verbund)muss um seine Wiederwahl ( durch den Aufsichtsrat) bangen.
Mehrheitseigentümer ist der Staat.
Im Aufsichtsrat sitzen "Vertreter der Wirtschaft".
Z.B. Magna Chef Siegfried Wolf.
Und so läufts:
Magna will ein grosses Einkaufszentrum in Rothneusiedl bauen.
Als "Köder" für die Öffentlichkeit und für den Wiener Bürgermeister (er ist Vorsitzender des Kuratoriums bei der Austria) zusätzlich ein Stadion.
Magna allein ist jedoch die Austria zu teuer, also her mit einem zweiten Sponsor.
Haider will Wolfs Stimme, damit sein 578 000 Euro Vertrag von Wolf verlängert wird.
Flugs gibts einen 2,5 Mio Sponsorvertrag zwischen der Austria und dem Verbund.
Und nebenbei wechseln alle Magnastandorte in Österreich und Deutschland vom jeweils lokalen Energieversorger zum Verbund.Energiemenge: entspricht ca dem gesamten burgenländischen Stromverbrauch. Kosten unbekannt, es soll sehr "günstig" für Magna sein.
Billiger gibts ein anderes Aufsichtsratmitglied des Verbundes: Günther Brauner ist ja "nur" Universitätsprofessor am Insitut für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der TU Wien.
Für vergleichsweise bescheidene 250 000 Euro bekommt heuer sein Institut Aufträge von der Verbundtochter APG.
Und exakt diese Summe, damits nicht ungerecht ist, erhält auch ein anderes Aufsichtsratsmitglied: Hansgörg Tengg.
So funktioneieren sie, die Netzwerke der Macht (und des vielen Geldes)
So schaut "mehr privat-weniger Staat"aus, wenn schwarz/blau/orange Aufsichtsratsposten verteilt.
Und manchmal funktioniert Politik und Wirtschaft genauso, wie es sich der kleine Maxi vorstellt.
(sehr gut recherchierter Artikel im profil dieser Woche, leider nicht online verfügbar)
maschi - 16. Okt, 10:42

Der kleine Maxi

- meint, dass in der mit dem Staat verbandelten E-Wirtschaft nach wie vor viel zu wenig Wettbewerb herrscht
- meint, dass auch deshalb viel zu viel Geld dort auf der hohen Kante liegt, geradezu *massenhaft* Geld, das wir alle ständig wie die Idioten zuviel bezahlen, damit dann aus der Portokasse trefflich Politik der oben beschriebenen Sorte betrieben werden kann
- versteht daher auch nicht ganz, warum ausgerechnet der Verbund ein Beispiel für das Versagen von "mehr Privat weniger Staat" sein soll
- und bedauert, dass gerade die Grünen ihren Mund im Bereich nach wie vor monopolartig überhöhter Energiepreise nicht aufmachen können, weil sie mit niedrigeren Preisen aus anderen Gründen keine rechte Freud haben

Aber der kleine Maxi liegt damit sicher ganz weit daneben.

cc - 16. Okt, 12:35

anderer Vorschlag

wenn z.B. Bill Gates einen Grossteil seines Vermögens in eine (beachtliche) Gesundheitsstiftung verlagert, könnten sich doch die Vertreter des Eigentümers (das sind wir alle) dafür stark machen, einen gewissen Teil des Gewinnes z.B. in die Gründung einer Hochschule für Energieeffizienz und erneuerbare Energien zu stecken.
Der Gewinn des Verbundes ist übrigens beträchtlich:Operatives Ergebnis 2005: 526,5Mio Euro.
Mit einem kleinen Teil davon, liesse sich einiges im öffentlichen Interesse (ja das gibts) investieren.
Und da es ein öffentliches Interesse gibt, gehört der Verbund ja mehrheitlich "uns allen".
Und die Regierung entsendet Aufsichtsratmitglieder, die das "öffentliche Interesse" wahrnehmen sollten.
maschi - 16. Okt, 13:23

Es geht beides.

Der kleine Ma...i ist ein lebendes Beispiel dafür, dass man sowohl gegen die Verächtlichmachung des öffentlichen Interesses sein kann und trotzdem für Privatisierung wo immer sowas wie ein privater Wettbewerb der besseren Ideen dabei rauskommen kann. Das ist nicht in allen Bereichen der Fall und die heutige E-Wirtschaft bewegt sich wohl an einer Grenzlinie.

Eins ist aber klar: Wenn man für ein massives Verbleiben des Staats in der E-Wirtschaft eintritt - wofür es sicher durchaus ernstzunehmende Argumente gibt - dann werden wir alle auch die oben beschriebenen Pfründe weiter finanzieren und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft in Kauf nehmen müssen. Der offizielle "Gewinn" ist übrigens nur die Spitze des Eisbergs. Viel relevanter ist, was in diesen Konzernen über Marktpreis in Subauftragnehmer "investiert" und an Arbeitnehmer "bezahlt" wird. In Summe ein riesiges System der wechselseitigen Verflechtung und Abhängigkeit, welches von uns allen finanziert und ermöglicht wird. In Form der "Deppensteuer" Stromrechnung.

Die Idee mit der Hochschule ist eine Feine, so wie Engagement fürs "grosse Ganze" immer gut ist. Es könnte aber auch sein, dass sich am Ende des Tages rausstellt: Bill Gates und Warren Buffet tuns, und "wir" tuns nicht.
teacher - 16. Okt, 17:36

Das ist nicht typisch österreichisch, nicht tyisch für Privat- oder Staatswirtschaft, das ist typisch menschlich, das ist halt zum Kotzen.

elGRECO (Gast) - 20. Okt, 08:55

leider stimmt das nur zu genau, ueberall auf der welt das gleiche schema der korruption. als kind verteufelt man dies und als erwachsener nimmt man am spiel teil, weil man sonst zusehen muss, wie andere abkassieren und selbst immer der deschek bleibt. das ist der systemische gruppenzwang.
maschi - 20. Okt, 10:15

Mir ist zum Kotzen ...

... wenn man mit dem Argument "Der Mensch ist schlecht, und es sind eh alle gleich" alle Grautöne restlos verwischt und damit den Blick auf das eigentlich Wichtige, nämlich die graduellen Unterschiede, vermeidet.

Es sind nicht alle gleich und es stellen auch nicht alle dieselben Ansprüche an ihr eigenes Verhalten. Können wir nicht einfach dabei bleiben, zu sagen: "Das oder jenes ist falsch." Und das argumentieren und jenen ankreiden, die Falsches tun?

Das Ergebnis einer nivellierend-pessimistischen Menschensicht ist der gleichgültig-pessimistische Mensch, der "abkassiert" und dies mit "sytemischem Gruppenzwang" vor sich selbst rechtfertigt.
Gérard (Gast) - 16. Okt, 19:48

Verbund = verstaatlicht!

Sorry, CC, diesmal liegen ein paar Denkfehler vor.

1. Der Verbundkonzern ist nach wie vor mehrheitlich (zu 51%) verstaatlicht, d.h. über sämtliche Posten entscheidet die Politik.

2. Laut dem Profil-Artikel ist der Vorstand zw. Rot und Schwarz brüderlich aufgeteilt (bzw. soll es werden), keine Rede von Blau oder Orange.

3. Entscheidungen in Unternehmen sollten immer auf betriebswirtschaftlichen Grundlagen basieren. Daher hielte ich es zwar für eine nette Geste, wenn Unternehmer mit viel Geld für Kunst oder Bildung spenden, ihre Aufgabe ist es aber nicht! Das ist die Aufgabe des Staates!

Wenn Unternehmen, die volkswirtschaftlich wichtige Güter herstellen, (teil)privatisiert werden, dann müssen entsprechende Gesetze für die Versorgungssicherheit sorgen (z.B. mit empfindlich hohen Pönalen). Ein Mitreden oder -entscheiden von zumeist inkompetenten Politikern sollte endgültig der Vergangenheit angehören. (Auch den verblendetsten Anti-Kapitalisten sollte bei einigem wirtschaftlichen Interesse aufgefallen sein, wie sich zB die österreichischen Stahlkonzerne seit den 80ern entwickelt haben...)

Die oben beschriebenen Vorgänge wären in einem privatwirtschaftlich geführten Unternehmen heute nicht mehr möglich - die Betroffenen wären schon hochkant hinaus geflogen!

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