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Energiewende: Ein bisschen laienhafte Physik

Unter meinem "was ist eine kwh Video" ist eine sehr interessante Diskussion entstanden.
Folgenden Einwurf höre ich bei Energiedebatten oft, drum möcht ich hier bissl ausführlicher antworten:

One Brick (Gast)

Der Kern grüner Energiepolitik: Strom gehört dorthin, wo Bewegung ist, aber nicht dorthin wo erwärmt wird.


Dem kalten Wasser ist es doch ziemlich gleichgültig, ob die kWh die es erwärmt in Form von Elektrizität, Erdgas oder Sonnenstrahlung daherkommt. Eine kWh ist eine kWh und die Strom-kWh wärmt um nix schlechter als die Pellet-kWh. Oder?
....
One Brick (Gast)
Ja, aber die Pointe an cc's Darstellung war ja, dass eine kWh Strom in Bewegung umgewandelt viieeeel mehr hergibt als wenn man damit Wasser wärmt. Das ist unterhaltsam, lustig, plakativ - aber falsch. Politsprech eben.
Eine kWh ist eine kWh und damit hat sich's.


Nein:
Eine kwh ist eben nicht eine kwh.
Es gibt soetwa wie die Wertigkeit von Energie.
Hoffentlich wirds jetzt nicht zu technisch.
Der Unterschied heisst Exergie
Es gibt also eine bessere und eine schlechtere kwh.
Lass mich ein Beispiel geben:
Du kannst mit Holz heizen.
Das Holz heizt gleich gut, egal ob es ein Holzscheit oder eine schöner Tisch ist.
Zweiteres ist wertvoller.
Genauer:
Man kann mit (wertvollem) Strom sehr viel machen (Kraft, sehr hohe Temperaturen, natürlich auch Wärme)
Man kann mit (weniger wertvoller) Abwärme zwar Wasser erwärmen, aber keine Bohrmachine zum Laufen bringen.
Letztlich:
(Gering wertige) Wärme ist sehr leicht herzustellen. Letztlich muß man nur einen schwarzen Schlauch in die Sonne legen. Kernkraftwerke zum Beispiel haben riesige Kühltürme, die nichts anderes tun, als zwangsläufig anfallende Abwärme zu vernichten, wegzukühlen.Weil sie nicht gebraucht wird (geringer Exergiegehalt)
Auch in Wien gibts mehr als genug Abwärme (aus kalorischen Kraftwerken, aus der Raffinierie Schwechat, der Müllverbrennung)
Drum ists sinnvoll, die Fernwärme auszubauen.
Hochwertigen Strom ist eben nicht genug da.
Deswegen meine Forderung: Für Niedrigtemperaturwärme soll man gerin-wertige Energie verwenden, und den wertvollen Strom nur für hochwertige Energieanwendungen verwenden.
Kurz: Es ist nicht sehr schlau, mit der Motorsäge Butter zu schneiden.
as (Gast) - 22. Apr, 15:14

Konsequenzen?

Alles gut und schön. Ich bin jetzt aufgeklärt. Aber wie geht es weiter? Was sind die praktischen Auswirkungen?

In meiner Wohnung und in meinem Büro habe ich Strom aus der Steckdose, aber keine Zuleitung von Abwärme. Waschmaschine, Wäschetrockner und Spülmaschine an den Strom anzuschließen, ist einfach und bequem. Die Stromrechnung macht mir auch keine Sorgen, zumal ich sparsam bin.

Was planen Gemeinderat und Stadtregierung zu tun, damit es mir einerseits möglich wird, die jeweils kostengünstigste Energiequelle zu nutzen, und mir andererseits unrentable Investitionen (Geld und Zeit) erspart bleiben?

Wolfgang (Gast) - 24. Apr, 11:21

Warmwasseranschluss?

Wenn sie ihr Warmwasser aus der Therme nutzen, um Wäsche zu waschen, ist das immer noch energiesparender als es mit Strom zu erhitzen. (vorausgesetzt natürlich, dass die Therme schnell genug anspringt.
Fernwärme wär natürlich sinnvoller, aber mit wenig Aufwand lässt sich auch was machen.
e9325827 - 23. Apr, 10:22

Guter Nachtrag

Danke für den Nachtrag.
In der Rede waren beeindruckende Bilder, aber der Nachtrag hilft mir bei der Einordnung.

spu (Gast) - 23. Apr, 12:09

bewegung ist auch etwas teurer

stimme mit der grundaussage überein, nur ist es doch wichtig bei dem vergleich das ganze bild zu sehen: diese kilowqttstunde allein bewegt natürlich gar nix, sie braucht dazu eine maschine, damit sie energie in bewegung und kraft umsetzen kann, und die herstellung dieser maschine kostet energie (darum hat die maschine auch einen preis, der nicht unerheblich ist). insofern heben 20 cent strom die tonne stahl nicht einmal einen millimeter.

Thomas (Gast) - 23. Apr, 12:23

Energie und Exergie

Ich hab für mich folgenden Grund, warum ich meinen Kaffee lieber mit Holz als mit Strom koche:

Im Kraftwerk machen freundliche Leute für mich aus 3 kwh Wärmeenergie in einer Turbine etwa 1 kwh Strom, mit der ich dann Kaffee kochen kann. Mit 2 kwh wird unvermeidlich die Umgebung geheizt.

Wenn ich meinen Kaffee zu Hause mit Holz koche, habe ich bei derselben Menge Brennstoff zunächst die kompletten 3 kwh Energie zur Verfügung und es hängt an der Qualität meines Kochers, wieviel von der Wärme ich ins Wasser bekomme. Die 2 Drittel Verlust, die ich beim Kochen mit Strom habe, schlage ich aber immer locker.

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