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zu Erhard Buseks 70er

busek

Vor allem in seiner Wiener Zeit hat er mir sehr imponiert und mich auch politisch geprägt.
Ich halte ihn für einen der interessantesten Politiker und den wahrscheinlich besten Redner der heimischen politischen Klasse.
Umso mehr war ich überrascht und auch geehrt, zu seinem 70. Geburtstag als Festredner geladen zu sein.
Hier meine Rede:


Lieber Erhard,
verehrte Festgemeinde,

welche Ehre
aber auch welch hohe Latte,
hier zu einer Festrede geladen zu sein.

Erhard Busek plump zu preisen, hiesse den Kern seines Wesens nicht verstanden zu haben.
Drum will ich, anmaßend wie ich bin, mich genau dem annähern, was was mir Erhard Buseks Wesen zu sein scheint.

Der Kern davon: Der Politiker.

Dieser Tage geradezu ein Schimpfwort.
Diskreditiert von leider gar nicht so wenigen, die "Politiker sein" , d.h. für das Öffentliche eintreten,für öffentliche Werte zu streiten, damit verwechseln, das ihnen anvertraute öffentliche Amt zu missbrauchen, um private Interessen mithilfe und zulasten des Öffentlichen durchzusetzen.
Der Politiker,
auch diskreditiert von leider gar nicht so wenigen Medien, Boulvardmedien zumeist. Inserate werden von diesen nicht genutzt, um das Eigentliche, die Beleuchtung und Aufklärung des Öffentlichen zu ermöglichen, sondern dieses Eigentliche muß sich dort dem pekuniären Geschäft unterordnen.Folgerichtig hofieren sie jene Politiker , die ihnen Inserate aus öffentlichen Kassen bringen.

Daß Erhard Busek gar nicht selten von eben diesen Medien heftig attackiert wurde, weil sein Politikverständnis auf der anderen Seiten dieses Rubikons der Politik liegt, ehrt ihn ebenso, wie es ihm nicht genützt hat.

Der Kern des Kerns:
Das zentrale Werkzeug des Politikers ist die öffentliche Rede.
Meingott, hab ich mir oft gedacht, kann der Busek reden.
Aber ist es nicht genau das, was wir so dringend brauchen: Gute Redner, die die gute Sache im Widerstreit öffentlich austragen?
Ist es nicht genau das, was unserer res publica, unsere öffentlichen gemeinsamen Sache fehlt:
Die witzige, kluge, scharfe Rede. Scharf, die über das feindselig gemütlich österreichische Maß hinausragt, über das "simma net eh derselben Meinung?"
Nein, simma nicht.
Unbedacht sei er, der Busek,mit seinen Worten, meinen auch Wohlmeinende.
Nein, nicht unbedacht, aber scharf, oft mit einer hierzulande ungewohnten Geisteskälte, die keine Zustimmung erheischt, wo keine ist.
Die Widerspruch hervorruft, und damit genau das tut, was das Wesen einer lebendigen Demokratie ist: Nicht die richtige Antwort zu Beginn einer Debatte. Nein: Das transparente, öffentliche Ringen, das nur im Widerstreit der Positionen entstehen kann.
Und wenn diese öffentliche Rede gar noch Stil hat, Eleganz und Witz, nicht gebildet scheinen möchte, sondern geistreich ist, und den Zuhörer bildet, indem sie ihn fordert und auch provoziert, dann sind wir bei Erhard Buseks Kern.
Das konnte und kann er, wie nur ganz wenige.
Was gehört zu einer guten Rede.
Aristoteles nennt drei Kriterien.
Pathos, Logos, Ethos.
Lassen sie es mich unscharf übersetzen:
Gut, sehr gut reden, ist zwar schon sehr viel , reicht aber allein nicht aus.
Genauso wichtig:
Wird eine klare Haltung spürbar?
und
Ist diese Haltung auch durchdacht?
Erhard Buseks öffentliches Leben ist Beweis für Ethos und Logos.
Nur zwei Beispiele dazu:
Sein tief verankerten Engagement für Europa, für Osteuropa im Speziellen.
Wie erschreckend selten ist dieses "über den Wiener Tellerrand Hinausblicken", sich mit Neugier für die anderen wirklich zu interessieren.
Und dann:
Seine vielfältigen Aktivitäten an der Schnittstelle Bildung/Kultur.
Womit ich zum letzen mir augenfälligen Kern Erhard Buseks komme:
Erhard Busek, Repräsentant eines aufgeklärten urbanen Bürgertums.
Darf ich dazu abschliessend ein Zitat einbringen, das diese Buseksche Bürgerlichkeit illustrieren möge:
Es stammt von Joachim Fest aus seiner Rede "Bürgerlichkeit als geistige Lebensform"
Befreiung, meint Fest, ist ein Kern dessen, was er bürgerlich nennt.
Ich zitiere:
"Wodurch aber diese Befreiung bewirkt wird, ist nach bürgerlichem Verständnis v.a. die Selbsterziehung.An ihrem Ende steht, was das Bürgertum mit einem seiner kanonisierten Begriffe als "Bildung" bezeichnet.
Auf seinem Grunde stößt man auf jene Leidenschaft für die Teilhabe an der Kultur, aus der nach bürgerlicher Auffassung die Persönlichkeit, das Zusammenleben in geordneter Form und strenggenommen überhaupt erst Kultur werden kann."


Kultur und Bildung, geronnen in einem streitbaren, unerschrockenen, schöpferischen Politiker.
Diesen preisen wir heute.
Ad multos annos, Erhard!

Kernkraft hat so oder so seine Zukunft hinter sich

Schon vor der japanischen Katastrophe war Kernenergie eine Technologie von gestern.

Hier zwei Grafiken aus einer sehr interessanten
Studie aus dem Jahr 2009:



Der Boom der Atomenergie ist längst vorbei:
atom2



Deswegen wird der Anteil der Kerneergie zurückgehen.
Jetzt, nach Japan noch viel rascher:
atom1


Die Frage ist also nicht, "ob" aus Kernenergie ausgestiegen wird, sondern nur "wie", und "wie rasch".

Und ebenso drängend müssen wir Alternativen, Sonne, Wind und Biomasse hochbringen.

Das Auto ist ein Virus...

"Das Auto ist wie ein Virus, das sich im Gehirn festsetzt und Verhaltenskodex, Wertesystem und Wahrnehmung total umkehrt. Ein normaler Mensch würde unseren derzeitigen Lebensraum als total verrückt bezeichnen! Wir ziehen uns mehr oder weniger freiwillig in abgedichtete Häuser mit Lärmschutzfenstern zurück, um den Außenraum dem Krach, dem Staub und den Abgasen der Autos zu überlassen. Das ist doch eine völlige Werteumkehr, die uns nicht einmal mehr auffällt...."

hervorragendes Interview mit Hermann Knoflacher.
Absolut lesenswert!

U.a. auch jenen gewidmet, die meinen, wir sollten uns "wichtigeren Dingen" zuwenden, statt uns der Förderung des Radverkehrs zu widmen.

verdoppelter Ring-Radweg

Der Ringradweg ist der mit Abstand meist befahrene Radweg Wiens.
Fußgänger wie Radfahrer kennen die Probleme:
Viel zuwenig Platz für zum Glück schon viele Radler; Konflikte mit Fußgängern.
Und es sollen noch viel mehr Radler/innen werden.
Als ersten Schritt der "Entlastung" soll jetzt zügig auf der Aussenseite des Rings eine "Entlastung" gebaut werden. Von Donaukanal zu Donaukanal.
Am Donnerstag präsentierte ich unsere Pläne der Öffentlichkeit.
Darf ich ganz frech auf die sehr gute Zusammenfassung durch die APA verlinken.

Ringradwegneu

Dieses Projekt ist aber nur eines von vielen Maßnahmen, um unser ambitioniertes Ziel zu erreichen, den Radverkehr in Wien zu verdoppeln.
Rach sollen weitere Innenstadtquerungen geschaffen werden.
Und wenn endlich in der Straßenverkehrsordnung (Bundeskompetenz) die Radwegbenützungspflicht fällt, sollten "zügige"Radler einfach auf der Ringstrasse fahren.

Hier der Bericht im Kurier

Hier jener im Standard.

und hier ein launiger Bericht in Wien heute (ORF)

Porr, Porr nur Du allein

lesenswertes Sittenbild hoffentlich vergangener SP Stadtplanungspolitik in Wien

Grasser in ein paar Jahren

Das ist wirklich gut.
Danke Maschek!

Die andere,verschwiegene ägyptische Revolution

Wir alle verfolgen gebannt die Revolution in Ägypten und der gesamten arabischen Welt.
Erinnerungen an 1989 werden wach.
Dieses dicht besiedelten Land mitten in der Wüste, wächst derzeit jährlich um ca 1,4 Mio Einwohner.
Und doch hat hier längst eine Revolution stattgefunden, über die jedoch kaum gesproche wird.
Auf den ersten Blick wirkt die Bevölkerungspyramide erschreckend:

bevegypt

Schaut man jedoch genau hin, dann verflacht der Bevölkerungszuwachs rapide am Fuß der Pyramide.

Sichtbar wird das mit dem sensationellen gapminder, der Erfindung des bewundernswerten Hans Rosling:

egypt

dringende Empfehlung: 10 Minuten direkt gapminder studieren. Es ändert die Sicht der Welt.
Auf der x Achse "children/woman" eingeben, und dann rechts beliebige Länder anklicken.(z.B. egypt und Austria)
Ich garantiere: Das öffnet die Augen


1960 (mein Geburtsjahr) bekam eine Frau in Ägypten im Durchschnitt ca 6,5 Kinder.
Das ist bis heute dramatisch auf 2,8 Kinder zurückgegangen (fast exakt der österreichische Wert 1960) und wird weiter sinken.
Worauf gründen stark sinkende Geburtenraten:
entweder steigende Bildungsabschlüsse v.a.von Frauen, sowie eine zunehmend offene (urbane) Gesellschaft oder rigide staatliche Bevölkerungspolitik a la China.
Zweiteres ist in Ägypten nicht der Fall.
Klar gibt es in Ägypten auch islamistische Bewegungen. Aber offenbar auch ganz andere Entwicklungen.
Merkwürdigerweise findet diese so wichtige Veränderung der ägyptischen Gesellschaft medial kaum Betrachtung.

Update 31.1.

womenegypt

Erhärtung der obigen These (wieder aus gapminder)
Die Dauer, welche ägyptische Mädchen in Schulen verbringen ist ebenso gestiegen, wie (daraus resultierend) das Alter, ab dem sie heiraten.

"Ihr seid eine einzige Katastrophe!"

"Lieber cc
Ihr seid eine einzige Katastrophe!
Das ist nicht meine persönliche Meinung, aber das ist, was meine Schüler in der siebten Klasse AHS von euer Politik halten.
Vor 10 Jahren waren die Grünen cool, heute der HC.

Was macht ihr bloß für die jungen Burschen?
So wenig wie die Schulen. Die lachen über euch, wenn wir z.B. über Wirtschaftspolitik reden.
Überlegt in eurer Partei irgendwer, ob ihr die jungen Männer irgendwie ansprecht?
Überlegt ihr in eurer zukünftigen Schule, wie die Interessen der Jungs abgedeckt werden?
Die Mädchen schweigen, die Burschen lachen über eure Politik - ihr verspielt gerade die neue Generation und ihr merkt es nicht einmal.

lg teacher"

Diesen Kommentar möchte ich gerne "prominenter" beantworten und freu mich auch auf andere Meinungen dazu.
"teacher" kenne ich nicht persönlich, aber ich lese seinen blog regelmäßig und mit großem Gewinn. Auch wenn ich gelegentlich nicht seiner Meinung bin.
Meine Erfahrung mit Jugendlichen ist folgende.
Wenn es einen Termin gibt, den ich mit höchster Priorität behandle, dann Einladungen zu Schuldiskussionen.
Besonders seit das Wahlalter auf 16 herabgesetzt wurde, werde (nicht nur) ich immer wieder zu "Vierer-" oder "Fünfer-Runden" eingeladen, d.h. dass Vertreter der im Parlament oder Rathaus vertretenen Parteien dort miteinander und mit den Jugendlichen diskutieren.
Nach Dutzenden derartiger Veranstaltungen hab ich, anders als teacher folgendes Resume:

1.) Politik interessiert.
Auch jene, die ich mit meinen Positionen nicht überzeugen konnte, meinen dann oft: "Warum hören wir nicht öfters so direkt und unmittelbar von Politik? Heut hab ich erstmals manches verstanden"
Immer wieder erschreckt, wie die mediale Vermittlung von Politik ein totales Zerrbild dieser liefert.

2.) V.a. in höheren Schulen teilen ein großer Teil von jungen Frauen UND Männern unsere klaren Haltungen zu Umwelt, Bildung und Migration.
Schwieriger ist es in Berufsschulen, "verlacht" wie teacher schreibt, ist mir noch nie untergekommen.

3.) Es kommt sehr auf die Sprache an. Es gewinnen jene von "uns Politiker/innen" die direkt ,klar und mit Haltungen sprechen, und ja nicht in den Politikersprech verfallen.

4.) Wenn ich einer Position eines Schülers (oft heftig und eindeutig) widerspreche (was ich in der "Ausländerfrage" häufig tue), anstatt ihm anbiedernd wischiwaschi recht zu geben, wird das sehr honoriert. "Ich wähl Sie zwar nicht, aber..."

Ganz grundsätzlich: Ja, auch mir wurde gar nicht selten entgegengehalten, wir seien zur "Weiberpartei" verkommen.
Vielleicht spricht das teacher an, wenn Buben von ihm Strache cool finden, uns jedoch nicht.
Da juckts mich schon wieder mit ihnen zu streiten:
Dass es heute endlich möglich und selbstverständlich sein muß, dass Männer wie Frauen an der Spitze stehen.u.v.m.

Richtig spricht teacher eines an: Nicht nur in der Schule müssen wir (die Gesellschaft, und natürlich auch wir Grünen) uns um die Buben kümmern.
"Genderpolitik" darf kein Synonym für Frauenförderung sein (Das ist es, auch bei uns Grünen gelegentlich)
Und abschliessend ein Tip an teacher:
Veranstalte an Deiner Schule eine Politikerrunde. Mir fallen auf Anhieb gar nicht wenige grüne Männer ein, die Deinen Jungs gehörig einheizen könnten.

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