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Was ist ein wichtiges Ministerium?

Die SPÖ hätte alle "wichtigen" Ressorts hergegeben.
So schreiben nahezu alle Medien, so hört man laute Kritik auch aus der SPÖ.
Lohnt eigentlich, ein bisschen darüber nachzudenken, was ein "wichtiges" Ressort eigentlich ist.
Und jetzt muss ich doch glatt Alfred Gusenbauer (in diesem einen Punkt, und auch da nur bedingt) verteidigen.
Für einen Militär ist klarerweise das Verteidigungsministerium das Wichtigste.
Wem, und das sind viele, das Wohlwollen und die Aufmerksamkeit der Krone wichtig ist, wird wohl das Innenressort als "wichtig" einstufen.
Wer sich gerne mit "wichtigen" internationalen Staatschefs in der ZIB sieht, wird wohl das Aussenressort hoch einstufen, wenn auch der tatsächliche Gestaltungsspielraum (seit es die EU gibt) dort relativ klein ist.
Ich teile hier die Meinung Gusenbauers, dass v.a. das Bildungsressort sehr wchtig ist.
Aber nicht "wichtig an sich", sondern wichtig, weil nach meinen politischen Prioritäten eine grosse Bildungsreform ganz oben steht.
Deswegen hätten auch wir Grüne (neben dem Bildungsressort) sehr um die Energie- und Umweltagenden gekämpft.
(und ich glaube, wir hätten sie auch bekommen, weil eben dies den anderen wieder nicht so wichtig ist).
Es gibt aber eine grosse Ausnahme.
Und die ist das Finanzressort.
Wer ein wenig die Abläufe grösserer Vorhaben kennt, hört aus allen Ressorts immer den einen Satz: Wir sind dafür, aber es fehlt noch die Zustimmung des Finanzministeruims.
Ob Wisssenschaft, Bildung, Forschung, Bahnausbau, alles, was irgendwie mit Geld zu tun hat, muss mit dem Finanzministeruim abgesprochen werden.
Ein "Njet" von einem Beamten dort wiegt mehr, als das "Ja" eines Ministers.
Darum ist das Finanzministerium das mit Abstand wichtigste überhaupt.
Ich gehe noch einen Schritt weiter:
Formal, nach den verfassungsmässigen Kompetenzen ist der Finanzminister mächtiger als der Kanzler.
Denn was die wenigsten wissen: Im Unterschied zu Deutschland (wo der Kanzler zumindest eine Richtlinienkompetenz hat), erst recht im Unterschied zu Frankreich oder den USA, wo der Regierungschef alle Kompetenzen in alle Ressorts hat, im Unterschied auch zum Wiener Bürgermeister, der allen Beamten aller Ressorts Weisungen geben kann, ist der österreichische Bundeskanzler formal ein bestenfalls ein "primus inter pares" .Die Minster sind in ihren ressorts weitgehend frei, und im Ministerrat hat theoretisch jeder Minister ein vetorecht, denn der muss einstimmig beschliessen.
Die Wichtigkeit des Kanzlers seh ich mehr in der feudalen Tradition Österreichs, weit weniger in seinen gestalterischen Möglichkeiten, ausser er schöpft sie aus seiner Persönlichkeit, was Kreisky gemacht hat, aber auch Schüssel.
Ich hege grösste Zweifel, dass das Gusenbauer gelingen wird.
Formal mächtig ist der Finanzminister.Diesen der VP zu überlassen war in der Tat ein Kardinalfehler.

Analyse I

Häme gibt’s derzeit für die SPÖ (zurecht) genug, und es ist nicht rasend originell, sie hier ein weiteres Mal zu wiederholen.
Aber vielleicht lässt sich aus verheerenden Fehlern anderer (der SPÖ) auch etwas lernen.
Was haben sie m.E. falsch gemacht.

*) Wenn man ein politisches Projekt als wirklich wichtig, wirklich vorrangig erachtet, und ich habe Gusenbauer die grosse Bildungsreform abgenommen, muss ich meine stärksten Profis in die Verhandlungen schicken, oder vielleicht sogar selber verhandeln.
Bitte was qualifiziert den burgenländischen Landeshauptmann, solche Verhandlungen zu führen?
Herausgekommen ist nicht mal ein Reform-Mäuslein.

*) Vor Verhandlungen muss man selber wissen, was das Mindestziel ist, hinter das man nie zurückfallen darf. Dieses darf man nie nach aussen kommunizieren (denn klarerweise ist das viel weniger als das, was man als Maximalziel im Wahlkampf kommuniziert) aber man muss es kennen. Es verkörpert das, was man „wirklich, wirklich“ will, und in wichtigen Top-Vieraugengesprächen, die international richtigerweise „Nicht-Gespräche“ heissen, weil zu deren ungeschriebenen Regel gehört, dass das, was dort gesagt wird, niemals an die Öffentlichkeit dringt, es diese Gespräche also niemals gegeben hat, dort werden diese Mindestziele ausgetauscht.
Mein Verdacht:
A)Darüber war sich die SP nie klar
B) das einzige Mindestziel war: Kanzler werden

*) Ein Abbruch von Verhandlungen aufgrund inhaltlicher Gründe („damit verraten wir zuviel dessen, wessentwegen wir gewählt wurden“) darf nie völlig ausgeschlossen werden.
Vielleicht erscheint heute unser grüner, von vielen nicht verstandener Abbruch der Regierungsgespräche mit der VP vor einigen Jahren in einem anderen Licht.
Will man „mit allen Mitteln“ an die Macht, dann bekommt man vom Gegenüber, das weiss, was er will, die Rechnung präsentiert

*) Man muss für Verhandlungen eine Priorität seiner wichtigsten Ziele haben. Das ist sehr sehr schwer, zugegeben, denn wie priorisiert man Bildung versus Integration versus Kultur versus Umwelt versus all das andere?
Tu mans jedoch nicht, passiert einem genau das, was jetzt der SP passiert ist, und wofür diese zurecht gehöhnt wird:
Man bekommt Zugeständnisse in Nebensächlichkeiten, die Kerngebiete und Kernressorts gehen ans Gegenüber

Einiges mögen wir uns für kommende Wahlgänge merken:
Liebe Wähler/innen, bitte vergesst zweierlei:
1.) taktisch wählen
Wie oft hab ich vor der Wahl gehört: Ihr seid ja schon mit der VP verbandelt, ich muss (leider, leider) SP wählen.
Jetzt haben diese Obertaktiker die quasi Fortsetzung einer schwarzen Regierung, nur Gusenbauer ist Kanzler.super Taktik!

2.) Wahlkampf hat sich bisher immer zugespitzt auf die simple Frage, wer wird Erster.
Es zeigt sich einmal mehr, dass das nichts bedeutet.
Wichtig ist: Wer WILL INHALTLICHES, und ist imstande, zumindest wesentliche Eckpunkte auch in Verhandlungen durchzusetzen.

Bei allerlei Kritik, die ich immer wieder auch an uns selbst geübt habe, und auch üben werde:
Das, was hier die SPÖ hingelegt hat, das wäre uns nicht passiert.

Kreatives von der SP-homepage

gusi

danke Joachim Riedl

statt politischem Geschwätz

Über das, was die rot-schwarze Regierung vorhat, werde ich dann schreiben, wenn Inhaltliches schriftlich vorliegt, also wahrscheinlich innerhalb der nächsten Tage, denn jetzt wärs nur Kaffeesud-Leserei.
Denn sinnlos viel wird über Unnötiges, viel zu wenig aber über Wesentliches geschrieben.
Zwei Beispiele:
Das Sinnlose, ein Beispiel:
Was wurde nicht, (wie vor oder unmittelbat nach jeder Wahl) über ein eigenständiges Kultur(en)-ministerium spekuliert.
Vor allem über die Frage, wer es leiten wird.Seite um Seite wurde bedruckt. Sonderzahl. Interviews v.a. mit jenen, die dementierten, es werden zu wollen, Programme, und v.a. weitere Personalvorschläge.
Jetzt kommts, wie nach jeder Regierungsbildung: Es wird dieses Ministeruim wieder nicht geben.

Das Wesentliche, auch ein Beispiel:
Seit 1.1. hat die EU zwei weitere Mitglieder, Rumänien und Bulgarien.Die Reaktionen bei uns, schwanken (sofern es sie überhaupt gibt) zwischen Ignoranz und Naserümpfen (Armenhaus, bzw Korruption und so).
Was notwendig wäre: Ein wenig hinter die Kulissen dieser beiden Länder zu blicken.
Deswegen dazu ein sehr schönes Interview mit dem polnischen Schriftsteller Andrzej Stasiuk.

20 Minuten über die menschliche Entwicklung

Jetzt hab ichs mir schon einige Male durchgeschaut.
Und immer wieder etwas Neues dabei gelernt.
Ein schwedischer Professor zeigt, wie man ein Thema, in diesem Fall Aspekte der menschlichen Entwicklung unglaublich anschaulich und für jeden Leser extrem lehrreich darstellen kann.
Nehmt Euch ca. 20 Minuten und schaut Euch die 9 Kapitel hier an.
Dank an Dieter für den Hinweis.

Die Zukunft der Solarenergie

Das Jahr möge optimistisch ausklingen.
Deswegen nochmals Vorarlberg (und nochmals die Empfehlung, dort ein paar Tage mit offenen Augen herumzufahren).

Das Gemeindezentrum Ludesch:

ludesch

Natürlich ein Passivhaus , aber hier gehts mir um etwas anders:
Die zukünftig vernünftigste Stromerzeugung direkt aus der Sonne.

Bisher wurde ein Haus fertiggebaut, und dann wurden zusätzlich (teuer) meist auf dem Dach die Photovoltaik-Module aufgeständert, auch ästethisch nicht immer ein Blickfang.
Der Architekt Hermann Kaufmann zeigt beim Gemeidezentrum den richtigen Weg: Da es aus vielerlei Gründen sinnvoll war, den neuentstandenen Hof zu überdachen, wurde IN das Glasdach PV-Module eingesetzt.
Führend bei dieser Technologie, die Oberösterreichische Firma ertex-solar.
Und das wird die zukünftige Richtung sein:
Alle möglichen Bauteile, die für Dach, Mauer, Abschattungen, Balkone, Fenster, etc verwendet werden, sind so ausgestattet, dass sie ZUSÄTZLICH strom erzeugen.
Das klassische ökologische Prinzip der Mehrfachnutzung wird hiebei angewandt.
Und damit wir nicht nur darüber schreiben: Werde mich gleich im neuen Jahr bemühen, dieses Thema (fassadenintegrierte PV-Nutzung) in einen Wiener Architekturtwettbewerb einfliessen zu lassen

aussen hui und innen: erst recht

img_0867

Vorarlberg ist immer eine Reise wert.

Das war eine Ende der 60er Jahre errichtete Industriehalle.Riesiger Energieverbrauch, erst Öl dann Gas.
Dann Sanierung auf Passivhausstandard.
Man muss, um das Konzept zu verstehen, es buchstäblich erfahren, spüren:
Draussen hats minus 3 Grad, drinnen angenhme 22 Grad.
Und der gesamte Energieverbrauch ist geringer, als der jedes einzelnen Einfamilienhauses, welche daneben stehen.
Techne, wussten schon die alten Griechen, heisst Kunst.
Die kalte Luft wird angesaugt, und zuerst 90 Meter unter dem Gebäude im Kreis geführt. Schon ist die Luft auf 10 Grad erwärmt, bzw im heissen Sommer gekühlt.
Dann sorgt ein ausgereiftes Lüftungs und Wärmerückgewinnungssystem dafür, die Luft auf die gewünschte Temperatur zu bringen. Gewinne aus Sonneneinstrahlung oder "Gewinne" von Computern, der Beleuchtung bzw schlicht der Menschen (jede/r von und strahlt 80 Watt ab) besorgen den Rest.
Und wenns ganz kalt ist, hilft eine optimierte Wärmepumpe aus.
So einfach gehts, ist ausdgereift und zu besichtigen.
Drinnen werden von der Firma Drexel und Weiss eben jene Lüftungs-und "Heiz"systeme hergestellt, die dafür sorgen, dass Passiv-und Niedrigenergiehäuser angenehm temperierte Räume bzw ausreichend Warmwasser haben.
Mit Energieverbräuchen unter der Wahrnehmungsschwelle.
Der Erfolg des Unternehmens ist bestechend.
Letztes Jahr wuchs das Unternehmen um ca 45%, heuer dürften es mehr als 50% sein.
Schon sind die Planungen abgeschlossen, die Nachbarhalle, in der es derzeit saukalt ist, ebenfalls auf Passivhausstandard zu sanieren.
Schön diese tollen Einzelbeispiele zu sehen.
Aber warum sorgt die Politik nicht dafür, dass sie rasch zur Regel werden?
Und ist nur mir aufgefallen, dass in den Koalitionsverhandlungen das Thema Umwelt/Energie nicht einmal am Rande vorkommt?

ein grosser Visionär und Denker

Mit über 80 Jahren möchte ich auch einst so geistig beweglich und wach sein.
Ihm gehört meine grösste Bewunderung.

Hartmut von Hentig hat sein ganzes Leben der Bildung gewidmet.

Bildung hab ich einige Male gelesen, es gehört zum Klügsten und Klarsten, was m.E. überhaupt zu diesem Thema publiziert wurde.

Jetzt hat Hentig sein "Alterswerk", eine Art Vermächtnis veröffentlicht:

Bewährung

Es hat mich sehr beeindruckt.
Der Untertitel ist Programm:
"Über die nützliche Erfahrung, nützlich zu sein".
Im Kern propagiert Hentig eine Entschulung der Bildung in der 7.-9. Schulstufe.
Ein Programm, das richtigerweise weit über das hinausreicht, was rund um PISA-Rankings so diskutiert wird.
Beide Bücher sind eine sehr zu empfehlende (Weihnachts-)Lektüre.

Ein (Weihnachts-) Buchtip

Glasklar durchdacht in seiner Analyse, scharf in seiner Argmentation:
Gerade weil mir das Bildungsthema so am Herzen liegt:
Konrad Paul Liessmanns Buch "Eine Theorie der Unbildung" sollten alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen, gelesen haben.
Er zerfetzt geradezu all das was auf vielen Bildungsseiten der Zeitungen an allgemein geglaubten Phrasen so daherkommt.
PISA und Standortwettbewerb, der Bolognaprozess und die "Reform" der Universitäten.
Sehr sehr empfehlenswert!

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